Begleitendes Leadership – oder Wie aktiviere ich Potenziale meiner MitarbeiterInnen?

Begleitendes Leadership – oder Wie aktiviere ich Potenziale meiner MitarbeiterInnen?

von Gerhard Lechner, Gründer socialmentoring, 15. November 2019

 

Begleitendes Leadership sorgt dafür, dass Potenziale von Mitarbeitenden aktiviert werden. Dabei schlüpft die Führungskraft auch in die Rolle des Coach.
Kernaufgabe der Führungskraft ist es, das Engagement und den Ideenreichtum der Mitarbeitenden bestmöglich für das Unternehmen zur Geltung zu bringen. Somit stellt sich die Frage, wie Sie Initiativkraft und kreatives Potenzial Ihres Teams steigern und dabei selbst als Führungskraft wirksamer und erfolgreicher werden?

Legen Sie Wert darauf, als Führungskraft die Eigenverantwortlichkeit Ihrer MitarbeiterInnen zu fördern und sie auf eine wertschätzende Art und Weise dabei zu unterstützen, ihre Ressourcen bestmöglich auszuschöpfen?
Ist es Ihnen wichtig, die Bedürfnisse und Handlungsmotive Ihrer MitarbeiterInnen zu verstehen, um als Führungskraft angemessen reagieren zu können?
Wie fördern Sie Initiativkraft und Bereitschaft zum innovativen Denken und Handeln?

Wenn Ihnen die persönliche Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeitenden wichtig ist und Sie sie bei der Erreichung ihrer Ziele aktiv unterstützen wollen, dann werden Sie sich sehr wahrscheinlich für einen begleitenden Führungsstil entscheiden.

 

Begleitende Führung fokussiert Kompetenzen der Mitarbeitenden

Ein begleitender Führungsstil setzt auf die Kompetenzen der Mitarbeitenden. Als Voraussetzung gibt die Führungskraft den Rahmen vor, in dem sich die MitarbeiterInnen frei bewegen können – sie definiert das Ziel, die MitarbeiterInnen gestalten den Weg. Gestaltungsspielraum und Selbstorganisation sind die Grundlage einer Innovationskultur und auch die Grundlage für die Entwicklung von Initiativkraft. Das Menschenbild der Führung entscheidet darüber, ob sich die Menschen selbstverantwortlich und kreativ verhalten.

Für viele Führungskräfte bedeutet dies, ein neues Selbstverständnis, eine neue Haltung zu entwickeln:

  • Authentizität erzeugt Vertrauen
  • Wertschätzung des Gegenübers fördert Kreativität, Motivation und Selbstverantwortung
  • Beziehung, offene Kommunikation und Entscheidungsteilhabe fördern Commitment, Verantwortungsbereitschaft und Leistungsbereitschaft

 

Vertrauen – wenn die Führung auf Selbstverantwortung setzt

Erste Voraussetzung für einen gemeinsamen, konstruktiven Beziehungsraum ist Vertrauen. Es ist die Grundlage dafür, dass sich eine Kultur der Selbstverantwortung entwickeln kann.

Die Ebene der Haltung

Beim Gegenüber Vertrauen schaffen kann nur, wer sich selbst vertraut. Eine Führungsperson, die mit sich umzugehen weiß, weckt die Erwartung, dass sie das auch mit anderen kann. Es geht darum, sich mit seinem klaren Profil zu zeigen, in den Fragen „Wer bin ich?“, „Welche Werte will ich leben?“, „Welche Leidenschaften habe ich?“ nach außen ehrlich zu sein. Und auch die eigenen Schwächen einzugestehen.

Die Ebene der Handlung

Mitarbeiter zu aktivieren und deren Fähigkeiten zu fördern, bringt die Führungskraft auch in die Rolle eines Coach. Dabei besteht die Aufgabe darin, den Prozess bzw. das Gespräch so zu steuern, dass der/die Mitarbeitende als Coachee in die Lage versetzt wird, neue Perspektiven zu entwickeln und sich seiner/ihrer Ressourcen und Potenziale bewusst zu werden.

Damit die Steuerung dieses Prozesses gelingen kann, benötigen Führungskräfte vor allem das Vertrauen der zu coachenden MitarbeiterInnen, neben einem guten Maß an sozialer Intelligenz und ausgezeichneter Gesprächstechnik. In diesem Kontext muss die Führungskraft also in der Lage sein, von der alten Rolle als hierarchisch Vorgesetzter abzugehen und auf Augenhöhe zu agieren.

Als Coach ihrer Mitarbeitenden wird die Führungskraft zum „Ermöglicher“. Die Aneignung spezifischer Kompetenzen ist empfehlenswert: die Fähigkeit, Beziehung und Gesprächsfähigkeit aufzubauen, die Fähigkeit des (aktiven) Zuhörens sowie des offenen, gegenseitigen Feedbacks, die Fähigkeit der Wertschätzung und nicht zuletzt die Werteorientierung.

 

Wertschätzung – Nährboden für Erfolg

„Wenn Werte nicht geschätzt werden, dann gehen sie unter.“
Frank H. Sauer (Das große Buch der Werte 2018, S.171)

Wertschätzung bezieht sich auf den Menschen, nicht auf seine Leistung. Davon unterscheidet sich die Anerkennung bzw. das Lob. Dies ist positives Feedback auf Ergebnisse oder Leistung, also eine Bewertung.

Neben positivem Feedback geht es aber primär darum, die Person als solche wertzuschätzen, inklusive der mit großer Wahrscheinlichkeit von Ihren eigenen Ansichten differierenden Sichtweisen. Denn gerade diese Unterschiedlichkeit ist Quelle für Inspiration und führt in konstruktiver Auseinandersetzung zu Kreativitäts- und Innovationsgewinnen.

Wertschätzung im Unternehmen und deren positive Auswirkung am Beispiel Upstalsboom

Die Hotelkette „Upstalsboom“ hat nach dem vernichtenden Ergebnis einer internen Mitarbeiterbefragung konsequent einen Paradigmenwechsel für eine ökologische und menschliche Unternehmensführung umgesetzt. Das Besondere ist, dass durch die hohe Konzentration auf die persönliche Entwicklung der Menschen mittelbar sowohl Arbeitgeber- und Servicequalität als auch Wirtschaftlichkeit erreicht werden konnten, die deutlich höher als die branchenüblichen waren. So stieg die Zufriedenheit der Mitarbeiter um ca. 80% und die Weiterempfehlungsrate der Gäste von 92% auf 98%. In Folge wurden Umsatz und Gewinn massiv gesteigert.

Überprüfen Sie Ihre Selbstwertschätzung

Übrigens: Wertschätzung des Gegenübers gedeiht insbesondere auf dem Boden guter Selbstwertschätzung, die zugegebenermaßen oft nicht leicht fällt. Überprüfen Sie sich bitte selbst: Zählen Sie fünf oder zehn eigene Eigenschaften auf, die Sie als positiv sehen. Wie leicht oder schwer fällt Ihnen dieser Akt der Selbstwertschätzung?

Selbstwertschätzung ist eine wesentliche Voraussetzung für Beziehungen auf Augenhöhe.

 

Beziehung und Gesprächsfähigkeit

Das Wesen einer guten Beziehung könnte nach dem Psychologen und Therapeuten Michael Lehofer so verstanden werden, dass „… man einen Menschen neben sich hat, der einen ohne Abwehrbewegungen aushält.“ Vielleicht ist dies die fortgeschrittenste Stufe, insbesondere in Paarbeziehungen.

Jedenfalls muss in einer Beziehung Begegnung stattfinden. Das gilt für berufliche Beziehungen genauso wie für Paarbeziehungen. Es geht also um Hinschauen und Wahrnehmen des anderen.

Michael Lehofer meint: „Eine Begegnung ist eine Interaktion, in der man sich mental (und nicht nur formal!) austauscht. Sie findet dann statt, wenn man sich dem anderen gegenüber öffnet und sich anrühren lässt. Dadurch entsteht auf beiden Seiten Selbstwirksamkeit. Die Fähigkeit, persönlich in Beziehung zu treten, entspricht der Begegnungsfähigkeit.“

Wir alle kennen Negativszenarien im Arbeitskontext, in denen der persönliche Teil der Beziehung fehlt – wenn auf rein formaler Ebene nur ‚von der Hierarchiestufe dirigiert wird‘. Wie verletzend sind Erfahrungen auf Arbeitsplätzen, bei denen man sich zum kontrollierten Erfüllungsgehilfen von Konzernstrategien degradiert fühlt?

Und bitte nicht vergessen: Gute Beziehungen funktionieren nach dem Motto: Was kann ich für dich tun? anstatt: Was sollst/musst du für mich tun?

 

socialmentoring – Training für begleitendes Leadership in einem Live-Setting

socialmentoring ist ein Leadership Training, das auf einer realen Situation aufbaut. Jede Führungskraft wird mit einem Menschen in schwieriger wirtschaftlicher Situation als TrainingspartnerIn zusammengebracht. Aufgabe ist es, diesen auf Basis seiner/ihrer Potenziale am Weg zu einem existenzsichernden Job zu begleiten.

Viele typische Führungsaufgaben werden dabei live trainiert: das Vermitteln einer motivierenden Vision, das Fordern und Fördern durch gemeinsames Herausfinden von Potenzialen und Kompetenzen, das gemeinsame Festlegen von realistischen Job-Zielen und zugehörigen Umsetzungsmaßnahmen, die Begleitung bei deren Umsetzung inklusive Abweichungsmanagement – und, ganz zentral, Beziehungsaufbau und Kommunikation auf Augenhöhe.

Zentrales Element ist dabei die Selbstreflexion des eigenen Führungsverhaltens und der eigenen Führungshaltung.

Unterstützt und angeleitet werden die trainierenden Führungskräfte dabei von erfahrenen Leadership-TrainerInnen. Impuls-Workshops, Supervision, Einzelcoaching, kollegiale Fallberatung und durchgehender Lerntransfer sind die Kernbestandteile des Trainingsprozesses. Job-Coaches begleiten parallel die Entwicklungsprozesse der Mentees.

Mit einem dichten Netz an begleitenden Interventionen ist also dafür gesorgt, dass für alle Beteiligten Lernen sehr effektiv gewährleistet ist, dass für die MentorInnen die Verantwortung tragbar wird, und dass die Mentees parallel durch ExpertInnen in ihren Bewerbungsfähigkeiten unterstützt werden.

socialmentoring ist ein Trainingsprogramm, bei dem sich jeweils zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Position gleichzeitig und gemeinsam in einer Trainingspartnerschaft weiterentwickeln.

Trainingsteilnehmer Rudolf Kunschek meint nach Abschluss des Trainings dazu: „Somit kann das Projekt ‚beiderseitige Weiterentwicklung’ als gelungen betrachtet werden: sowohl die persönliche und berufliche Weiterentwicklung meines Mentee als auch meine eigene Weiterentwicklung bezüglich Leadership ohne die Macht der Organisation dahinter … sowie meine gesteigerte Achtsamkeit in Bezug auf die Nähe-Distanz-Balance.“

 

Achtsamkeit und bewusste Führung

Lernziel von socialmentoring ist die gesteigerte Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst, ebenso wie mit dem Umfeld.

Letztlich gilt: Man führt so, wie man ist, und nur wer sich selbst gut führt, kann andere gut führen. Um das zu erreichen, ist es unabdingbar, sich selbst stets gut im Blick zu behalten und sich über die eigenen Werte, Muster und Glaubenssätze bewusst zu werden.

Einen theoretischen Wissensfundus als Voraussetzung zu besitzen, ist natürlich kein Nachteil, aber insbesondere die Selbsterprobung, die Selbstreflexion in der Rolle als Führungskraft und das begleitete Entwickeln neuer Verhaltensweisen in einem Live-Szenario sind es, was aus Wissen letztlich Kompetenzen werden lässt.

 


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Testen Sie Ihr Beziehungsmuster in der Führung

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Erfahren Sie mehr über unser Trainingsangebot oder nehmen Sie direkt mit uns Kontakt auf: Gerhard Lechner oder +43 680 215 35 38.

 

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Leadership entwickeln durch Verlassen der Komfortzone

Leadership entwickeln durch Verlassen der Komfortzone

von Gerhard Lechner, Gründer socialmentoring, 31. Oktober 2019

 

Leadership kennt keine Komfortzone. Sich in unbekannten Situationen zurecht zu finden, gehört zum Alltag einer Führungskraft. Das Verlassen der Komfortzone ist Kernaufgabe des Führens, da oft unbekanntes Terrain betreten wird.

 

Führungsaufgabe ist, die Komfortzone zu verlassen

Der Alltag einer Führungskraft besteht oft darin, sich in unbekannten Situationen zurecht zu finden. Die Lage ist zu sondieren und zu bewerten, die Führungskraft muss sich erst einmal orientieren, um letztlich Strukturen und Lösungen zu entwerfen, die gemeinsam mit den Mitarbeitenden in die Umsetzung zu bringen sind.
Beispielsweise ist bereits der erste Tag als Führungskraft in einem neuen Aufgabenbereich oder in einer neuen Organisation i.d.R. unbekanntes Terrain. Was mache ich zuerst? Wie mache ich es? Wie geht es meinen neuen KollegInnen mit mir? Wie geht es mir selbst? So viele Fragen – und doch muss man die Antworten darauf selbst finden. Komfortzone? Im Alltag einer Führungskraft ist sie oft weit entfernt.  

„socialmentoring ist ein ebenso kaltes Wasserbecken, eine zutiefst reale Herausforderung, eine Mutprobe, der man sich stellt, wie zu Beginn einer neuen Führungsaufgabe. Das Programm ist eine Grenzerfahrung, auf die man sich bewusst einlässt, um sich bewegen zu müssen – nein – zu können! Das Verlassen der eigenen Komfortzone gleicht einer Suche nach sich selbst.“, so Martin Bauer, Abteilungsleiter im Bildungsministerium

 

Leadership bedeutet Lösungen zu finden auf unbekanntem Terrain

Erfahrungen, Hinweise, Ratschläge, Theorien, Tools, Rollenspiele – all das gibt es, aber keine Rezepte, keine vorgefertigten Lösungen. Die findet man selbst. Am Weg dorthin passiert dann das Learning. Durch Scheitern und einen neuen Anlauf, eine neue Strategie, ein neues Verstehen.
„Mein Learning fand weit außerhalb meiner Komfortzone statt. Dort, wo man sich selten hinwagt. Weit weg von vertrauten Mustern, entfernt von jener Welt, die man als die wahre ansah. Jenseits von dem, was man in Führungskräftetrainings schon oft gehört oder trainiert hat. socialmentoring war für mich ein Stück neue Lebenserfahrung, eine Mischung aus Coaching und Realtraining, Hilfestellung geben und annehmen“, sagt Martin Bauer.

In andere Lebensrealitäten einzutauchen fordert – mental wie emotional. Es ist eine Reise in eine Welt, die man danach mit anderen Augen sieht. Martin Bauer drückt es abschließend so aus: „socialmentoring ist ein intensives Programm, auf das man sich bewusst einlässt, um seiner/seinem Mentee und sich selbst dabei behilflich zu sein, sich weiterzuentwickeln, wobei man die Komfortzone hinter sich gelassen hat.“  

 

Nachhaltiger Nutzen für erfolgreiche Führung

 

Erfahrungsbezogenes Lernen sichert den Lerntransfer

Führungskräfte trainieren in socialmentoring außerhalb des Unternehmenssystems und außerhalb ihrer Komfortzone in einer „Real Case Situation“. Sie machen dabei emotional starke Erfahrungen. Wie wir aus der Neurobiologie wissen, ist mit intensiven Emotionen verbundenes Erfahrungslernen eine der effektivsten Möglichkeiten des Lernens.  

 

Transformatives Lernen auf Basis kritischer Selbstreflexion

Die Unterstützung durch erfahrene Leadership-TrainerInnen hilft im gesamten Prozess, die eigenen Erfahrungen in Erkenntnisse und neue Verhaltensweisen überzuführen. Kritische Selbstreflexion ist die Grundlage dafür, Vorannahmen zu verändern und somit das Verhaltensrepertoire zu erweitern. Selbstreflexion führt auch zum Überdenken der eigenen Haltung und mündet in eine veränderte Führungshaltung.  

 


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Klarheit in der Rolle als Führungskraft – Mentee hilft an Schrauben zu drehen

Klarheit in der Rolle als Führungskraft – Mentee hilft an Schrauben zu drehen

 

von Andreas Leeb
Mentor socialmentoring 2016/17, 6. Dezember 2017

 

Wer ist Mentor – wer Mentee?

Für eine Gesellschaft, die tendenziell immer weiter auseinanderdriftet und auch top-ausgebildete Menschen mit ambitionierten Zielen und viel Motivation am Existenzminimum hält, ist dieses Programm mehr als hilfreich. Oft habe ich mich gefragt, warum ich in dem Programm auf der Mentoren-Seite stehe und nicht mein Gegenüber. Meine Mentee ist eine sehr gut ausgebildete Alleinerziehende, deren fachliche Qualifikation so überzeugend ist, dass ihr Leben am Rande der Armutsgefährdung fast unglaublich erscheint.

 

Klarheit in der Rolle als Führungskraft

Unser Aufeinandertreffen im socialmentoring-Training war dementsprechend von unterschiedlichen Erwartungen und dem Loslassen fixer Einstellungen begleitet.

Meiner Mentee beim ersten Zusammentreffen gegenübersitzend realisierte ich, dass man hier in eine Situation katapultiert wurde, die nicht nur mit kategorischen Soft Skill-Tools zu managen ist.

Meine Mentee hat mir unendlich geholfen, mich klarer in meiner Rolle als Führungskraft zu erkennen und an jenen Schrauben zu drehen, wofür mir bisher das passende Werkzeug und der Mut gefehlt haben. Der Werkzeugkoffer wird in den angebotenen Workshops auch prall gefüllt, und ein ausgesprochenes Vertrauensverhältnis hat es auch erlaubt, einige Schrauben mit der sprichwörtlichen Rohrzange zu bearbeiten.

Für mich war der Fokus auf die Mentees systembestimmendes Merkmal des socialmentoring-Programms und hat mich in meiner Entscheidung, die Herausforderungen des Durchgangs anzunehmen, bestärkt.

 

Außerhalb der Komfortzone

Der harte Weg außerhalb der Komfortzone hat bei Zusammentreffen der Mentoren oft zu sehr persönlichen Situationen geführt und der Austausch war sehr wertvoll. Ich bin allen in der Gruppe sehr dankbar, dass sie sich auf das Experiment eingelassen haben, als aufmerksame Zuhörer und einfühlsame Kritiker agiert haben; das Supervisions-Setting hat dem freien Raum gegeben.

Ich kann das Programm, wundervoll geleitet von Gerhard Lechner, allen empfehlen, die sich ernsthaft mit ihrem Führungsverhalten auseinandersetzen wollen und die Zeit dafür aufbringen können, denn Zeit wird ein unendlich kostbares Gut in den acht Monaten.

 

Andreas Leeb ist Head of Controlling in der Mondi Paper Sales GmbH und hat von Oktober 2016 bis Mai 2017 am socialmentoring-Führungskräftetraining teilgenommen

Lösungen finden auf unbekanntem Terrain

Lösungen finden auf unbekanntem Terrain

von Martin Bauer
Mentor socialmentoring 2016/17, 31. Oktober 2017

Der erste Tag als Führungskraft in einem neuen Aufgabenbereich, in einer neuen Organisation ist unbekanntes Terrain. Was mache ich zuerst? Wie mache ich es? Wie geht es meinen neuen KollegInnen mit mir? Wie geht es mir? So viele Fragen – und doch muss man die Antworten darauf selbst finden. Komfortzone? Im Alltag als Führungskraft ist sie weit entfernt.

socialmentoring ist ein ebenso kaltes Wasserbecken, eine zutiefst reale Herausforderung, eine Mutprobe, der man sich stellt, wie zu Beginn einer neuen Führungsaufgabe. Das Programm ist eine Grenzerfahrung, auf die man sich bewusst einlässt, um sich bewegen zu müssen – nein – zu können! Das Verlassen der eigenen Komfortzone gleicht einer Suche nach sich selbst.

Lösungskonzepte? Rezepte?

Erfahrungen, Hinweise, Ratschläge, Theorien, Tools, Rollenspiele – all das gibt es, aber keine Rezepte, keine vorgefertigten Lösungen. Die findet man selbst. Am Weg dorthin passiert dann das Learning. Durch Scheitern und einen neuen Anlauf, eine neue Strategie, ein neues Verstehen.

Mein Learning fand weit außerhalb meiner Komfortzone statt. Dort, wo man sich selten hinwagt. Weit weg von vertrauten Mustern, entfernt von jener Welt, die man als die wahre ansah. Jenseits von dem, was man in Führungskräftetrainings schon oft gehört oder trainiert hat. socialmentoring war für mich ein Stück neue Lebenserfahrung, eine Mischung aus Coaching und Realtraining, Hilfestellung geben und annehmen. In andere Lebensrealitäten einzutauchen nimmt einen mental mit – auf eine Reise in eine Welt, die man danach mit anderen Augen sieht.

Um es abschließend mit einem Satz auszudrücken: socialmentoring ist ein intensives Programm, auf das man sich bewusst einlässt, um seiner/seinem Mentee und sich selbst dabei behilflich zu sein, sich weiterzuentwickeln, wobei man die Komfortzone hinter sich gelassen hat.

Martin Bauer ist Leiter der Abteilung II/8 im Bundesministerium für Bildung und hat von Oktober 2016 bis Mai 2017 am socialmentoring-Führungskräftetraining teilgenommen.

Mentoring auf Augenhöhe

Mentoring auf Augenhöhe

von Sabina Haas
Karriereberaterin und Coach bei socialmentoring 2016/17

Normalerweise ist das Verhältnis des Mentors/der Mentorin zu seinem/ihrem Mentee eine Lehrer-Schüler-Situation. Der/die „alte“ MentorIn gibt sein/ihr Wissen weiter an den/die Junge/n, hilft ihm/ihr, nimmt ihn/sie an der Hand und begleitet ihn/sie ein Stück des Weges. Der/die MentorIn ist eine Ressource für seinen/ihren Mentee.

Im Trainingsprogramm socialmentoring haben wir diesem Verhältnis noch zwei Dimensionen hinzugefügt: erstens ist der/die Mentee auch eine Ressource für den/die MentorIn, und zweitens machen wir die Begegnung auf Augenhöhe zum Programm.

Das Tandem aus MentorIn und Mentee ist sich gegenseitige Ressource. Der/die MentorIn unterstützt den/die Mentee bei seiner/ihrer beruflichen Weiterentwicklung, der/die Mentee unterstützt den/die MentorIn beim Erweitern seiner/ihrer Beziehungs- und somit Führungskompetenz.

Gelungene Beziehungen

Sich auf eine ungewohnte Beziehung einlassen, Augenhöhe einnehmen und gegenseitige Wertschätzung entgegenbringen – das ist das Rezept, aus dem die Tandems gemeinsam und auch jeder für sich, ihre eigenen Lernerfahrungen ganz unterschiedlicher Art gemacht haben.

Gelungene Beziehungen und soziale Kompetenzentwicklung finden nur dann statt, wenn genau diese Augenhöhe und gegenseitige Wertschätzung vorhanden ist. Diese Kompetenzen zu fördern war unser Ziel, und so haben wir als TrainerInnen-Team ganz besonderes Augenmerk darauf gelegt. Und wenn ich die Feedbacks, die Kommentare und Selbstreflexionen der TeilnehmerInnen betrachte sowie die Stimmung beim Abschlussfest als Indikator nehme: Uns allen ist hier miteinander wirklich etwas Besonderes gelungen.

Eine Frage hätt’ ich noch!

Als Coach habe ich in diesem Lehrgang höchst interessante, gebildete und gut ausgebildete, kreative, mutige Menschen kennen gelernt. Jede/r mit seinem/ihrem Erfahrungsrucksack an Erfolgen, Niederlagen, Limitationen, Träumen, Wünschen und Hoffnungen. Jede/r mit seiner/ihrer Geschichte.

Den Mut sich einzulassen haben alle aufgebracht. Und die meisten sind auch dran geblieben.

Ich frage mich jedoch oft, was wir als Gesellschaft ändern müssen, damit es nicht immer wieder dieselben Gruppen sind, die es im Leben schwerer haben als andere: alleinerziehende Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund.

Unser Weg, eine Begegnung auf Augenhöhe und sich kennen und menschlich schätzen zu lernen, hilft auf alle Fälle.

Sabina Haas ist Karriereberaterin und unterstützt die TeilnehmerInnen am socialmentoring-Programm mit Einzelcoachings.
www.sabinahaas.at

Leadership heißt neue Landkarten akzeptieren

Leadership heißt neue Landkarten akzeptieren

von Rudolf Kunschek
Mentor socialmentoring 2016/17, 20.9.2017

Die Kombination von Wirtschaft (Führungskräftetraining) und sozialer Kompetenz bzw. sozialer Verantwortung (Coachen des Mentees) ist genial. Gelerntes wird nicht nur in Übungen, sondern sofort in der Praxis angewandt. Durch die Zusammenarbeit mit einer Person, die so unmittelbar von begleitender Unterstützung und Führung profitieren kann, entstehen Forderungen an die eigene Person, die man bisher vielleicht nicht gekannt hat. So hatten mein Mentee und ich teilweise unterschiedliche „Geschwindigkeiten“ und es war in Einzelfällen sehr herausfordernd, dies zu erkennen und damit umzugehen. Ein offenes Gespräch und das Ausblenden der eigenen Geschwindigkeit halfen jedoch dabei, die Situation zu managen.

Eine der wichtigsten Erfahrungen aus dem Führungskräftetraining ist die Wahrnehmung des individuellen Blickwinkels, den jeder einzelne einnimmt. Jeder Mensch hat seine eigene Landkarte und seine eigene Perspektive darauf – und jede Perspektive benötigt Anerkennung.

Für mich wird es künftig auch wichtig sein, auf eine ausgewogene Balance zwischen Nähe und Distanz zu achten. Es war sehr interessant, den Zugang der anderen MentorInnen diesbezüglich kennen zu lernen, aber auch die Auswirkung auf den eigenen Mentee zu erkennen.

Mich freut es besonders, dass mein Mentee in unserer gemeinsamen Zeit neue Perspektiven entwickeln konnte, wichtige Schritte im Aufbau seines eigenen Netzwerks machte und zuletzt in einer vielversprechenden Bewerbungssituation stand. Somit kann das Experiment ‚beiderseitige Weiterentwicklung’ als gelungen betrachtet werden: Sowohl die persönliche und berufliche Weiterentwicklung bei meinem Mentee als auch meine eigene Weiterentwicklung v.a. in Bezug auf das Führen lernen ohne die Macht der Organisation dahinter sowie meine gesteigerte Achtsamkeit in Bezug auf die Nähe-Distanz-Balance.

Rudolf Kunschek ist Projektmanager in der Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. und hat von Oktober 2016 bis Mai 2017 am socialmentoring-Führungskräftetraining teilgenommen.

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